EVOL

Postkarte 01 (Barcelona)
Kannst du dich noch erinnern, wie wir uns damals den Auftritt von EVOL im Cafe Oto auf YouTube angeschaut haben? Obwohl unsere Münder wie in Schockstarre offenstanden, hast du es geschafft, etwas über Hölderlin und seine irren Überlegungen zum Rhythmus der Kunst und des Lebens rauszupressen. Ich saß einfach nur da und dachte: „Geil! Totale Gegenwart!“ Wir waren uns einig, dass das, was Roc Jiménez de Cisneros und Stephen Sharp seit den späten 1990ern unter dem Projektnamen EVOL produzieren, nicht nur Algorithmus gewordene Rave-Nostalgie ist. Es ist vor allem eine auditive Essenz von wunderbar falschen Erinnerungen an Stroboskop-Nächte, die so nie stattgefunden haben. Wie archaisch und brutal präsent nicht-analoge Klangerzeugung sein kann, wird einem erst klar, wenn man ihre fast nicht zum Aushalten schöne digitale Monotonie live erlebt. Deswegen war ich wohl auch so sauer, als du EVOL nach Basel eingeladen hast und mir nicht Bescheid gesagt hast. Ich hoffe, dass ich in Hamburg endlich mit Trillerpfeifen bewaffnet in ihre Klangmauern gleiten werde.