Aksak Maboul

Postkarte 09 (Brüssel)
Irgendwann ist uns aufgegangen, dass alles erst in Belgien passiert und dann woanders kopiert wird. Der 1992 veröffentlichte Raveklopper „Bombscare“ von 2 Bad Mice war dafür unsere Epiphanie. Denn als wir das ein Jahr zuvor herausgebrachte Stück „Don’t mess with that beat“ der Belgier Neon zum ersten Mal gehört haben, fühlten wir uns so richtig schlau: Alles nur geklaut! Wenn ich mir die Mitte bis Ende der 1970er-Jahre aufgenommenen und jetzt gerade wiederveröffentlichten ersten LPs der belgischen Band AKSAK MABOUL anhöre, dann fühle ich mich auf der einen Seite bestätigt, verliere aber den Teenie-Glauben an eine wie auch immer geartete Kontinuität. Strawinsky, Tribal Techno, The Fall, Mothers of Invention und Master Musicians of Jajouka in einem Mosh-Pit? Nach diesen furiosen Tonträgern war es lange still um die Gruppe. Eine ihrer zentralsten Figuren, Marc Hollander, hatte kurz vor dem Ende des Projekts das diesen Ethos weiter – und auf viele Bands übertragende, legendäre Label Crammed Discs gegründet. Nach fast vier Jahrzehnten hat er nun mit alten und neuen Weggefährten das dritte Album aufgenommen. Wie eine musikalische – und nicht abgebrannte – Bibliothek von Alexandria beweist „Figures“, was heute noch zukunftsweisend heißen kann. Felix Kubin und Florian Bräunlich werden sich mit Hollander über diesen und andere Themenkreise im Festival-Radio unterhalten. Das wird vierdimensional!