Daniel R. Wilson

Postkarte 04 (London)
Du hattest mir doch diesen lustigen Artikel über Psychoanalyse und Musik geschickt, oder? (Wo es darum geht, dass Freud sich bezüglich der Musik als „nahezu genussunfähig“ bezeichnete und deswegen eigentlich nie darüber geforscht hat). Neulich habe ich ein paar Stücke von DANIEL R. WILSON und seinem Projekt Radionics Radio gehört und musste an deine Studien denken. Wilsons Spiel mit mikrotonalen Intervallen, altertümlichen elektronischen Klangerzeugern und grenzwissenschaftlichen Versprechungen ist ein große Freude: Auf seinem Blog erwähnte er einen Fan, der sich darüber beschwerte, dass das Stück „Heal Chakras“ mitnichten die Chakren heilt. Da fiel mir sofort wieder der Spruch ein, den du so hasst: „Analyse funktioniert nur, wenn man etwas dafür zahlt“. Ein im übertragenen Sinne imaginatives Investment muss man sich deswegen wohl auch leisten können, wenn er in Hamburg die pandemische Realität für den Blick in unsere ungewisse Zukunft nutzt und telefonisch eine Welt ohne jegliche Ressourcen für elektronische Soundsynthese simulieren wird. Vielleicht zahlt dir der NHS den Flug. Ich würde dich so gerne wiedersehen!